Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Gedanken zum Evangelium -14. Sonntag im Jahreskreis

Sie haben etwas zu geben

Das Evangelium berichtet davon, dass Jesus 72 Jünger aussendet. Sie sollen den Leuten sagen, dass das Reich Gottes nahe ist. Diesen Auftrag gibt es auch heute noch. Zwei Leiterinnen von Wort-Gottes-Feiern erzählen von ihrer Sendung.

Evangelium

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere Jünger aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!

Geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!

Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe! Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann geht auf die Straße hinaus und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch: Sodom wird es an jenem Tag erträglicher ergehen als dieser Stadt.

Die Zweiundsiebzig kehrten zurück und sagten voller Freude: Herr, sogar die Dämonen sind uns in deinem Namen untertan. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fallen. Siehe, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und über die ganze Macht des Feindes. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.

Lukasevangelium 10,1–12.17–20

Eine Frage, mit der sie nicht gerechnet hatten, stand bei beiden am Anfang ihres Dienstes. „Ich habe das selber niemals in Erwägung gezogen, so etwas zu tun“, sagt Constance Ulbrich aus Erfurt. „Ich hätte mir das nicht vorstellen können“, sagt Daniela Grote aus Fröndenberg an der Ruhr.

Ulbrich und Grote leiten ehrenamtlich Wort-Gottes-Feiern. An ein bis zwei Sonntagen im Monat haben sie in ihren Pfarrgemeinden Dienst: Sie beten und singen mit den Gläubigen, hören gemeinsam die Lesungen, legen die Schrifttexte aus und halten eine Kommunionfeier.

Ulbrich (36) engagiert sich seit vielen Jahren in der Erfurter Innenstadtpfarrei. Sie ist Lektorin und bietet regelmäßig eine Kinderkirche an. Dennoch sei sie „im ersten Moment ganz irritiert und ein bisschen schockiert“ gewesen, als ihr Gemeindepfarrer sie vor ein paar Jahren angesprochen hat, erzählt sie. „Er kam auf mich zu und sagte: Ich sehe dich da. Hättest du nicht Lust?“ Später kam ihr der Gedanke, dass das jetzt vielleicht die Aufgabe ist, die Gott ihr zugedacht hat, und beschloss, es auszuprobieren.

Die Kommunion ist wichtig

Daniela Grote (54) hatte vorher „keine Verbindung zu Wort-Gottes-Feiern“, wie sie sagt, zumindest nicht mit Erwachsenen. Als Erzieherin in einem katholischen Kindergarten hatte sie sich um die religiöse Arbeit gekümmert und Gottesdienste für Kinder und Eltern vorbereitet.

Doch während der Corona-Pandemie „habe ich die Wort-Gottes-Feiern lieben gelernt“, sagt sie. Auch weil es eine Kommunionspendung gab, die ihr und anderen Gläubigen „ganz wichtig war“. Als die Plätze in der Pfarrkirche von Fröndenberg wegen der Hygieneregeln knapp waren, haben die Gemeindereferenten in der KircheSt. Josef zusätzlich Gottesdienste angeboten, die Grote gefallen haben. „Die holten mich einfach ab, sie hatten eine andere Sprache“, sagt sie. Irgendwann sprach man auch sie an: „Du, Daniela, das wäre doch auch was für dich. Könntest du dir vorstellen, Wort-Gottes-Feiern zu leiten?“ Auch sie beschloss, es auszuprobieren, und meldete sich zu den Ausbildungskursen des Erzbistums Paderborn an.

Der Evangelist Lukas schreibt nichts darüber, ob die Jünger, die Jesus aussandte, für den Auftrag qualifiziert waren. Ob sie Erfahrungen in Spiritualität und Schriftauslegung hatten. Er schreibt lediglich, dass Jesus 72 Jünger aussuchte und „zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften sandte, in die er selbst gehen wollte“. Was Jesus ihnen mitgab, war nur sein Auftrag, aber der hatte es in sich: „Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe!“

Vom Reich Gottes erzählen, das macht Grote nicht erst, seit sie Wort-Gottes-Feiern leitet. „Es ist ja so, dass man sein Leben lang der Kirche verbunden ist“, sagt sie und erzählt, dass sie sich auch in der örtlichen Kolpinggruppe engagiert. „Den Glauben“, sagt sie, „trägt man ja immer bei sich und man setzt sich immer damit auseinander, wie Jesus gelebt hat.“

Das Reich Gottes bedeutet für sie, nicht von einem strafenden Gott auszugehen, der alles sieht und alles reglementiert, sondern von einem, der Freude hat an den Menschen und Freude an Gemeinschaft. Das war schon immer die Botschaft ihrer religiösen Arbeit mit Kindern. „Wir klatschen in der Kirche, wir trommeln, wir singen gemeinsam, wir bewegen uns – und da kommt die Freude des Glaubens bei allen an“, sagt Grote. Mit den Wort-Gottes-Feiern für Erwachsene ist nur das Gefühl für sich selbst hinzugekommen, „dass ich etwas zu geben, zu verkündigen habe und anderen mit meinen Schriftauslegungen Anregungen geben kann“, sagt sie.

Was das Reich Gottes ist, „da hat natürlich jeder eine andere Vorstellung“, sagt Ulbrich. Aber es fange damit an, im Alltag solidarisch zu handeln, Nächstenliebe zu leben und „als Christ im Umgang mit anderen einfach einen Unterschied zu machen“. Für ihre Wort-Gottes-Feiern hat sie den Anspruch, „dass diese Stunde für alle eine gute Erfahrung wird, die uns dem Reich Gottes näherbringt“.

Die Gemeinschaft ist wichtig

Entsprechend ihrer Ausbildung, die sie im Bistum Erfurt und im Erzbistum Paderborn an Wochenenden absolviert haben, bereiten Ulbrich und Grote ihre Gottesdienste vor. Sie lesen die Bibeltexte des jeweiligen Sonntags und überlegen, welche Botschaft sie darin entdecken. Sie schauen in Büchern und im Internet, wie die Texte theologisch gedeutet werden. Sie suchen Lieder aus, bereiten Gebete vor.

Vor allem aber stellen sie sich auf die Menschen ein, die am Sonntag kommen. Für manche ist es die Kirche, zu der sie schon immer gegangen sind und der sie sich verbunden fühlen, ob dort nun Wort-Gottes-Feiern oder Eucharistiefeiern stattfinden. Mittlerweile hat Ulbrich den Eindruck, dass „die Leute in den Kirchorten mir wichtig geworden, ans Herz gewachsen sind“. Das fängt schon an, wenn sie sie vor dem Gottesdienst an der Tür begrüßt und am Ende verabschiedet.

Ulbrich spürt, wie wichtig den Gläubigen die Gemeinschaft ist. In einem ihrer letzten Gottesdienste ging es um die Abschiedsworte Jesu: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Johannesevangelium 13,34) In ihrer Auslegung sprach sie davon, wie Gottes Liebe Menschen fähig macht, selbst zu lieben. Während des Friedensgrußes hat sie dann erlebt, wie eine Frau lang und fest ihre Hand gehalten hat. Ulbrich sagt: „Das war wirklich ein schöner Moment. Da dachte ich: Diese Frau ist richtig dabei, die findet das wichtig, was hier passiert und was ich sage.“

Barbara Dreiling